Montag, 31. Juli 2017

HENNES ELEVEN Lukas Podolski

Lukas Podolski
Heimspiel

„Hat euer Fanclub das organisiert?“, fragt mich mein Sitznachbar im Dortmunder Westfalenstadion. Ich bin nicht ganz im Bilde. „Was?“ Er zeigt auf die anderen Tribünen. „Na dass ihr alle hier seit!“
„Ach so! Nä! Viele haben sich einfach spontan auf den Weg gemacht. Ich auch. Weil, is der Lukas!“
Wir lachen.
Deutschland spielt gegen England. In Germany we call it a Klassiker (Zitat Franz B.).  Könnte einem eigentlich egal sein. Es ist aber Lukas Podolskis letztes Länderspiel. Da simmer natürlich dabei! Ruut un Wieß wohim'ma och luhrt! Köln hat Heimspiel in Dortmund.

Ich sitze auf der Nordtribüne zwischen einer kleinen Gruppe Borussen.
In der Halbzeitpause hole ich mir ein Bier. Das geht in Dortmund übrigens ratz fatz.
Auch mein Nebenmann kommt mit Bier zurück. Vertraut kumpelhaft wird er von hinten rechts angesprochen. „Ey, wo habter denn dat Bier her?“
Ich werde hellhörig. Die Frage ist ernst gemeint! Wo habter denn dat Bier her? Wie ist der hier reingekommen? Wie schafft man es in Dortmund in den Block, ohne über einen Bierstand zu stolpern? Überall Theken und mobile Zapfanlagen. Die hätten hier eher keinen Hybridrasen auf'm Platz!
Mein Sitznachbar, der mich jetzt eindeutig an die westfälische Ausgabe von Charly Sheen erinnert, bleibt cool. Den Becher fast schon an den Lippen hält er inne, deutet minimalistisch auf die gegenüberliegende Seite und spricht mit ruhiger dunkler Stimme: „Von drüben.“ Kurze Pause. „Ich woll’t ma gucken wat auf der Süd so los is.“
Ich lache mich kaputt. Lachen verbindet. Wir kommen ins Gespräch.
Dazwischen verfolgen wir weiter das Spiel.
Es läuft die 69. Minute.
Aus dem Mittelfeld spielt Toni Kroos einen Flachpass vertikal auf Schürrle. Der legt ab auf Podolski, gut 25 Meter vor dem Tor. Lukas nimmt den Ball mit rechts an und zieht ihn sich auf den linken Schlappen.
In diesem Moment hält es mich schon nicht mehr auf dem Sitz.
Lukas holt in vertrauter Bewegung aus.
Ich hüpfe auf der Stelle. Fußball Ticks, ihr kennt das.
Podolski trifft die Kugel optimal!
Ich bin mir sicher jetzt rappelt's im Karton.
Die gegnerischen Spieler sind viel zu weit weg. Englands Keeper ist Engländer und somit chancenlos.
Lukas Geschoss schlägt rechts oben im Gebälk ein.
Ich führe ein Freudentänzchen auf, wie hier seit Klopp nicht mehr gesehen.
Meine Sitznachbarn erkennen die Ähnlichkeit und freuen sich, dass ich mich so freuen kann.
So haben wir alle was davon.

Deutschland-England 1:0
Torschütze: der Kapitän, die Nummer 10. Lukas Podolski.
Im Kicker konnte ich vor kurzem lesen, Frank Goosens Sohn hatte einen ähnlich starken Abgang bei der DJK Arminia Bochum 1926. In deren C-Jugend. Aber sonst? Mir fällt mal wieder keiner ein. Was für ein Schlussstrich!

Rückblick in 2003:
Lukas unterschrieb seinen ersten Profivertrag am 11.11. in Köln. Sein erstes Hochamt ward 11 Tage später gelesen.
Marcel Koller nimmt für sich in Anspruch Lukas Podolski entdeckt zu haben.
Da gratuliere ich!

Stellen wir uns einen komplett weißen Raum vor. In diesem liegt ein großer roter Diamant. Sonst nichts! Wie schwierig ist es diesen zu entdecken?

Die Einschätzung meines Sportfreunds Feiden war wie folgt. Erster Einsatz von Lukas Podolski. Heimspiel gegen den HSV. Lass der Story wegen 11 Minuten gespielt sein. Lukas hatte bisher vielleicht - genau - 11 Ballaktionen.  Feiden stößt  mir von der Seite seinen Ellenbogen in die Rippen und spricht, mit Kippe im Mund: „Wat will dä he? Der paßt jar'nich zu uns. Der kann ja Fußball spiel'n!“

#130 Länderspiele #49 Tore #Weltmeister



Bildquelle: pa/Pressefoto UL/ULMER/Bjoern Hake, Wolfgang Rattay/Livepic/Reuters

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Neuverpflichtung:

HENNES BUNDESLIGA