Dienstag, 1. August 2017

HENNES ELEVEN Ronaldo

Ronaldo
Ronaldo Luís Nazário de Lima

Wir gehen in die Mitte des Septembers 1994, zum Hinspiel der ersten Runde im UEFA-Cup. Bayer 04 Leverkusen empfängt den PSV Eindhoven. Das Spiel hatte ich irgendwann ganz vergessen. Die Randale hatte ich noch im Hinterkopf und dieses Megatalent. Das schob sich irgendwann wieder zusammen. Natürlich, das war Ronaldo!

Ein Teil der Gäste war auf Krawall gebürstet. Kassenhäuschen wurden angezündet. Um diese herum fehlten quadratmeterweise die Pflastersteine. Herausgerissen als Wurfgeschosse gegen die berittene Polizei. Ohne Rücksicht auf die Pferde. Deren Job ist es ganz sicher nicht, sich von randalierenden Idioten quälen zu lassen.
Das lief alles schon vor dem Spiel ab. Zwischen Haupttribüne und Gästeblock. Alles auf engem Raum. Das Sicherheitsspalier der Hundertschaften gewährte uns Schutz und Einblick zugleich. Die Neugier kitzelte meine Angst. Die ließ sich aber nicht beirren und geleitete mich sicher ins Stadion.

Dann trat das Spiel in den Vordergrund. Und wie!
Bayer gewinnt 5:4.
Kirsten netzt dreimal, Tom Dooley und Bernd Schuster je einmal.
Im Grunde haben sie PSV im Griff. Nur ihren 17 jährigen Wunderstürmer Ronaldo nicht.
Er spielt herrausragend. 3 Treffer belegen es. Er dribbelt unzählige Male spektakulär durch die Leverkusener Reihen. Dazu ist er ein exzellenter Distanzschütze. Offensiv läuft alles über ihn. Hier spielt Bayer gegen Ronaldo. Der Brasilianer galt als der neue Pelé. An diesem Abend mochte man es glauben.
Das Rückspiel endet 0:0. Ich habe mir eben mal Ausschnitte davon angesehen. Was für eine Treterei, alle auf Ronaldo! Und der Bayer ist auf der grobschlächtigen Seite optimal besetzt. Pavel Hapal, Christian Wörns, Jens Melzig, Markus Happe und Tom Dooley. Da wird Heiko Scholz zum Techniker. Ioan Lupescu muss hier noch Erwähnung finden! Den mochten sie auch beim Bayer in Lummerland.
Kennt`er?
Ronaldo  kannte kurze Zeit später die ganze Welt. 2002 Weltmeister und Finaltorschütze. Bei der WM 2006 hatte Ronaldo nicht mehr viel von 1994. Träge schleppte er sein Gewicht über den Platz. In einem Leipziger Biergarten verfolgte ich das zweite Gruppenspiel der Brasilianer und bekam richtig Mitleid mit ihm. Den Jungen hatten sie ausgepresst wie eine Zitrone. Nike drängte stärker auf den Fußballmarkt. Ronaldo war ihr Zirkuspferd. Also nahm er auch Mittel wie eins.

Welche kann jeder nachlesen. Thomas Kistner ist Redakteur der Süddeutschen Zeitung. International ist er einer der renommiertesten investigativen Spotjournalisten. Sein Buch Schuss - die geheime Dopinggeschichte des Fußballs- erschien 2015 im Droemer Verlag. Ronaldos Geschichte findet ihr in Kapitel 4. Doping bei WM-Turnieren. Der Spaziergänger von St. Denis.

Spritzensportler


Bildquelle: Getty Images

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