Mittwoch, 26. Juli 2017

HENNES ELEVEN Bernd Schuster

Bernd Schuster
Leverkusen bekommt einen Weltstar.

Reiner Calmund platzt fast vor Stolz, ob dieses Transfercoups 1993. Mir war Bernd Schuster bis dato weitgehend unbekannt.

Aus der Nationalmannschaft hatte er sich mit 24 Jahren verabschiedet. Teamchef Franz Beckenbauer wollte ihn nochmal motivieren die WM 86 in Mexiko zu spielen. Gaby Schuster, Ehefrau und Managerin, erklärte, die Motivationsgrenze ihres Mannes betrüge eine Million D-Mark. Der DFB lehnte ab, ein Lothar Matthäus blühte auf.

Aus der Bundesliga war Schuster bereits 1980 gen Spanien entschwunden. Nicht gen Italien. Er spielte sechs Spielzeiten für den FC Barcelona, von dort ging es zum Erzrivalen Real Madrid. Zwei Jahre später für drei weitere zu deren Erzrivalen Atlético Madrid. So musst du wechseln, wenn du nach der Karriere kein Bock auf Benefizspiele hast.

Sportlich bereicherte Schuster den Bayer enorm. Mit Übersicht und Ballgefühl gestaltete er das Offensivspiel der Leverkusener. Der perfekte Zuspieler für Paulo Sergio, Andi Thom und Ulf Kirsten. Dazu ein überragender Ecken- und Freistoßschütze.

Calmund hatte nicht daneben gelegen und da er die Geldtruhe vom Bayer Konzern schon einmal geöffnet hatte - er wird diese bis zu seinem Rauswurf 2004 auch nicht mehr schließen - kam in der folgenden Saison noch Rudi Völler an Bord. Weltmeister 1990. Tante Käthe, der Liebling einer ganzen Generation.

Sein erstes Spiel wollte ich live sehen. So saß ich am 3.Spieltag der Saison ’94/’95 im A Block des Ulrich-Haberland-Stadions und verfolgte das Bundesligaspiel Bayer 04 gegen Eintracht Frankfurt. Meine Enttäuschung darüber, dass Völler zunächst auf der Bank saß, verflog mit Beginn dieses rasanten Spiels. Beide Mannschaften kannten scheinbar nur die Offensive, es ging hin und her.
In der 16. Minute fängt Bayer 04 einen Angriffsversuch der Frankfurter ab. Der Ball wird an Schuster übergeben. Dieser schreitet von der linken Seite durch das Mittelfeld, könnte abspielen, entscheidet sich aber für einen langen Ball. „Aber da steht doch gar keiner…“ murmele ich halblaut vor mich hin. Bis mir klar wird, wie dieser Ball gemeint sein könnte.
Mein Blick geht auf Andi Köpke, Torwart der Frankfurter. Eben stand er noch einen Schritt vor seinem Sechzehner, eben war seine Mannschaft auch noch in Ballbesitz.
Jetzt versucht er im Rückwärtslaufen, Schritt für Schritt wieder in sein Tor zu kommen. Schusters Ball senkt sich gefährlich in Richtung seines Gehäuses. Aber wann hat so ein Ball denn schon mal exakt die richtige Länge? Außerdem, Köpke ist Nationaltorwart, der wird sich doch nicht… „nä, nä, nÄ. NÄ, NÄ! NÄH!“ staune ich immer lauter, während sich der Ball hinter dem mittlerweile am Fünfmeterraum angekommenen, mit letzter Verzweiflung springenden und streckenden Köpke hinein ins Tor senkt.

1:0 Bayer 04 Leverkusen. Bernd Schuster, von der Mittelkreislinie aus. Ich hatte mal was Ähnliches von Klaus Augenthaler im Fernsehen gesehen, aber das hier war live, direkt vor meiner Nase.
Die Sportschau Zuschauer wählten diese Hütte zum Tor des Monats, des Jahres und auch zum Tor des Jahrzehnts.

Nach drei Spielzeiten zerriss das Mittagstischtuch zwischen Calmunds Leverkusenern und den Schusters, sie zogen weiter. Aber dieses Tor ist der Grund für seine Nominierung in Hennes Eleven.
Dat war appsollute Schämpiensliek!

 BERUFSFUSSBALLER

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Neuverpflichtung:

HENNES BUNDESLIGA